Bahnhopping, Klappe, die Zweite, Freiburg, Paris, Costa Brava

 

Anna,  Katharina und Schwester Sorge machen Bahnhopping


2. Hamburg – Freiburg – Paris mit eingepacktem Arc de Triomphe – Girona - Costa Brava



Wenn mein Sohn sich verabschiedet, und wir uns wieder monatelang nicht sehen werden, bin ich traurig. Sollte ich eigentlich nicht, oder? Ihn freudig seinen Weg gehen zu lassen, Junge, mach's gut, ich freu mich für dich, gute Reise!

Da kommt Schwester Sorge ins Spiel, sie drückt auf die Tränendrüse und ist sich nicht zu schade, mir irgendwas Horrormäßiges zu sagen, was passieren könnte, ihm oder mir, dass wir uns nicht wiedersehen oder so was.

Geht gar nicht.

Na, morgen mache ich noch eine Spritztour nach Freiburg, und danach... ist er wahrscheinlich abgereist.

Wie fahren mit dem Fahrrad an die Elbe am letzten Abend. Ich bin angespannt, Sorrow sitzt mir im Nacken. So was Blödes! Auf der Rückfahrt blockiert etwas mein Fahrrad, ich kann aber rechtzeitig bremsen. Das Schloss, eigentlich im Korb liegend, hat sich um die Speichen gewickelt. Wie sind beide erschrocken, das hätte daneben gehen können! Sorge, du Mistvieh! Wolltest du nur beweisen, dass dein Horror wahr werden könnte?

Der Abschied ist kurz. Am nächsten Tag in Freiburg dann die Nachricht, dass er doch noch in Hamburg sein wird, wenn ich wieder zurück bin, und wir sogar noch ein Familienessen zusammen haben werden.

Große Erleichterung! Sorrow hat sich verdrückt.

Der nächste Abschied gelingt besser.

Übrigens habe ich erlebt, dass Abschiede bei Tageslicht oder tagsüber bei mir viel besser funktionieren als abends!

Tagsüber schwächelt Sorge nämlich ein bisschen, abends ist sie stark.

Immerhin - und deshalb erzähle ich das - war der Abschied der Startschuss bzw Absprung für neue Pläne:

Wann sehen wir uns wieder?

Nun muss ich ja aufpassen, und da ist dann auch wieder Katharina, mein Alter Ego sehr aufmerksam: Nur sich nicht den Kindern aufdrängen, sie sollen zustimmen, ohne sichtlich ihrer Mutter einen Gefallen zu tun.

Obwohl, meine Söhne halten in so einem Falle mit ihrer Meinung nicht hinterm Berg, ist eigentlich ganz beruhigend.

Das Universum bzw die Göttin kam mir zu Hilfe, beide Söhne hatten schon etwas verabredet, nämlich Anfang Oktober gemeinsam einen Urlaub an der Costa Brava zu verbringen. Ich war sogar gern gesehen dabei, stellte sich heraus.

Pläne sind gut für Katharina und mich, wir sind ein tolles Team. Ich stehe für die angenehmen und praktischen Seiten, sie für Logistik und Vision.

Heraus kam Folgendes. Bahnhopping an die Costa Brava über Freiburg, Paris, Girona, eine kleine Stadt in der Nähe der spanischen Grenze zu Frankreich, Barcelona... sollte nur gestreift werden.

In Freiburg würde es noch die Geburtstags Nachfeier einer Freundin geben, bei der ich häufig wohne, und Paris war klar, der TGV morgens um 6.34, Ankunft Paris Gare de l'Est 9.30. Den kenne ich schon.

In Freiburg liebe ich es, morgens früh, manchmal schon um sieben Uhr, mit dem Fahrrad in die Innenstadt und auf den Münstermarkt zu fahren und in einem Café, das früh geöffnet hat, den ersten Kaffee zu trinken. Ich bin immer auf der Suche nach solchen Cafés, gemütlich sollten sie sein, nicht so'n Bäcker, der zwar früh auf hat, aber nur ungemütliche Sitzplätze. Ab 8.00 hat das Café Journal in der Innenstadt geöffnet, mit besten Frühstücksangeboten, aber früher?

Zufällig fand ich das Café Lienhardt in der Salzstr, auch eine Bäckerei, aber nett.

Dort sitzen schon früh Gäste und unterhalten sich mit der Bäckerin. Darüber, dass die Freiburger;innen ihrer Meinung nach zu viel demonstrieren, und man dann mit den Autos im Stau stecken bleibt.

Der Kaffee ist gut, und eine Laugenbrezel mit Butter oder eine einfache Laugenstange lecker. 


 

Danach geht es auf den Münsterplatz, wo die Bauern ihre Stände aufbauen, Gemüse-und Obstberge, Blumen,  üppig und prächtig.


 

Auf der anderen Seite des Münsterplatzes Kunsthandwerk und Käse und Leckeres aus Frankreich.

Seit einiger Zeit plagte mich ein kleines Missgeschick, eine Schwellung und Schmerz oben auf dem rechten Fuss. Nichts richtig Schlimmes, ging auch beim Laufen weg, aber ich musste langsam gehen, damit es nicht weh tat. Arnikasalbe sollte helfen, riet mir eine Apothekerin. Vorsichtshalber, vor einer so langen Reise (insgesamt vier Wochen) ging ich dann doch zur Hausärztin meiner Freundin. „Sie haben einen Senkfuß, möglicherweise ist das eine Ermüdung, weil Sie keine Einlagen tragen. Ich kenne einen sehr guten orthopädischen Schuster, ich gebe Ihnen mal die Nummer, vielleicht kriegen Sie ja noch einen Termin hin.“ Ich nickte etwas überrumpelt. „ Allerdings sollte mal geröntgt werden, um einen Bruch auszuschließen“ sagte sie freundlich und hängte sich ans Telefon, um einen schnellen Termin bei einem Orthopäden zu bekommen. „Das kann ich doch auch machen“ meinte ich schüchtern, doch sie lächelte und sagte, „ich hab da Erfahrung drin, und von Kollege zu Kollege...“.

Ich staunte.

Sie kriegte es hin, einen Termin für den folgenden Tag zu machen.

Jetzt wurde die Sache doch ein bisschen ernster und ich warnte Sorrow, auch nur einen Ton von sich zu geben. Der Orthopäde war zuerst kurz angebunden, warf einen Blick auf die Schwellung, sagte nach der Aufnahme, es sei nichts gebrochen, aber ich sollte Blut abnehmen und ein MRT machen lassen. Ich erwähnte schüchtern die Sache mit dem Senkfuß, worauf er eine wegwerfende Bewegung machte und meinte, das könne nicht sein, es würde sich anders äußern. Als ich etwas in mich zusammensackte und traurig sagte, ich wolle aber übermorgen zu meinem Sohn nach Spanien, wurde er etwas freundlicher und meinte, man könne auch in Spanien Blut abnehmen. Jetzt hatte Sorrow mich ganz ohne ihr Zutun erwischt. Sie sagte nichts, schaute aber warnend und sorgenvoll. Manno!

Ich rief den Sohn kleinlaut an und sagte ihm, dass ich ein Problem mit dem Fuß habe. Er tröstete mich und sagte, dass wir das schon hinkriegen würden. Mir fiel ein Stein vom Herzen und ich hätte fast vor Rührung und Freude darüber geweint, dass ich einen so fürsorglichen Sohn habe.

Gottseidank erwischte ich noch einen Termin bei der Ärztin, bei dem mir Blut abgenommen wurde. Eigentlich war der Fuß ganz brav, ich konnte einigermaßen laufen und massierte fleißig Salben ein, naturheilkundliche und schulmedizinische, die können Sie ruhig mischen, meinte die Ärztin.

Ich beschloss, zu fahren. Ich rufe Sie an, falls was ist, sagte die Ärztin. Dann bin ich aber in Paris, sagte ich. Macht nichts. Gute Reise.

Ich hatte die Nase voll und wollte nur noch weg.

Früh aufstehen, ab in die Straßenbahn.

Dann rollte der Zug. Wunderbar! Was soll mir schon passieren, wenn ich in Paris bin, sagte ich zu Katharina. Sie lächelte fein. Sorge rollte die Augen.

Ach, wie gut, dass ich euch habe, seufzte ich und schlummerte noch ein wenig vor mich hin.

In Paris angekommen, ging das Humpeln, langsam, langsam, ganz gut. Eine Freundin auf whatsapp meinte „Wenn du in Paris bist, hast du alle Schmerzen vergessen“ Das möbelte mich auf.

Schlauerweise und ohne Sorrow zu konsultieren, aber wahrscheinlich hatte sie ihre Hand im Spiel, hatte ich einen sehr leichten kleinen Koffer, akzeptablen Rucksack und Handtasche, mit denen ich mich fortbewegen konnte. Also in die Métro und ab ins Quartier Latin, wo mein Airbn'b Zimmer auf mich wartete. Selig setzte ich mich in die Sonne vor einer Bäckerei und bestellte eine Quiche mit Salat. Kostenpunkt 6.50€. Mitten im Quartier Latin. Meine Laune war bestens. Ich sollte erst um 13.00 mein Zimmer beziehen, also flanierte ich mit Koffer und Rucksack ein wenig durch die Straßen. Die Sonne schien, es war noch ausreichend warm und die Fußschmerzen hielten sich in Grenzen. Ich wurde schon ein bisschen müde, war ja schon gegen 5 Uhr aufgestanden. Pünktlich um 13.00 fand ich mich bei der Adresse ein, Code und Beschreibung zur Hand.

Der Code funktionierte nicht und nach einigen Versuchen gab ich auf. Student;innen der nahe gelegenden Universität strömten vorbei, ich bat ein paar junge Frauen um Hilfe. Die Null funktioniere nicht, meinten sie, und ich müsse warten, bis jemand kommt und die Tür öffnet. Noch sagte Sorrow nichts, Ich war so Paris- selig, dass meine Stimmung noch im gehobenen Bereich war. Irgendwann kam ein Pizza Bote und ließ mich herein. Feststellend, dass weder der Name stimmte noch eine weitere Angabe und Schwester Sorge schon langsam ausholte, ihren Senf dazu zu geben, flüsterte mir Katharina etwas zu. Guck doch noch mal in die Mail, vielleicht hast du ja was vergessen. Dabei hatte ich die Angaben in mein kleines Notizbüchlein geschrieben in der Sorge, dass mein Akku leer sein würde und ich nicht an die Daten käme.

Treffer! Ich hatte die Hausnummer falsch abgeschrieben, 22 statt 23. Neieeeen!

Erleichtert und beschämt, dass mir solch ein Fauxpas passieren konnte, strebte ich der Nummer 23 zu, und siehe da, der Code passte, die Tür ging auf und auch die weiteren Angaben führten mich in den fünften Stock mit einem der berühmten Pariser Mini Aufzüge, für eine Person mit Koffer oder zwei ohne.

Ein junger Mann öffnete freundlich, zeigte mir mein Zimmer, ein helles Zimmer mit kleinem Balkon und Blick über die Dächer, erzählte mir sichtlich stolz etwas über die Geschichte der Straße, erklärte mir die Gegebenheiten, Küche, Bad, Wlan etc und ließ mich dann allein.

Selig richtete ich mich ein und sank auf das Bett. Ich bin immer wieder beeindruckt, in einer fremden Stadt, da, wo ich nicht zu Hause bin, über ein Zimmer, ein Bett und ein Bad verfügen zu können, die mir sofort ein Glücksgefühl von Aufgehobenheit vermitteln.

Vom Mittagsschlaf erfrischt, war klar, heute ist der Tag, an dem ich den eingepackten Arc de Triomphe sehen würde. Die Sonne schien und es war der vorletzte Tag der Verpackung. Ohne Gepäck und sehr beschwingt machte ich mich auf den Weg zur Métro. Mitten auf der Straße klingelt mein Handy. Die Ärztin! Ich hebe ab. „Sie rufen wirklich an, ich stehe hier auf der Straße in Paris.“ Sie lachte. Es stellt sich heraus, dass mein Blut keine Entzündung aufwies, aber, das wollte sie mir noch sagen, habe ich einen eklatanten Vitamin D Mangel. „Ich habe Ihnen ein Rezept hinterlegt, im November 2, ab Dezember noch eine Tablette wöchentlich. “

Erheitert und erleichtert schlendere ich durch die Straßen, kaufe mir etwas Käse, Brot und eine kleine Flasche Wein, um auf den Champs Elysées auf einer Bank ein Picknick zu machen, in den Cafés würde der Wein ein Vermögen kosten. Beschwingt verlasse ich die Métro am Place de lÈtoile und da ist er auch schon, der riesige Arc de Triomphe, als Geschenk verpackt in der untergehenden Sonne.

 


 

 



 Viele Menschen um mich herum, in einer ausgesprochen angenehmen, heiteren Atmosphäre, sie lachen und schwatzen und fotografieren. Mit großer Begeisterung mache ich die tollsten Bilder, jeden Abschnitt der untergehenden Sonne in ihren Rottönen hinter und neben dem Bogen festhaltend, und bei einbrechender Dunkelheit noch die farbigen Beleuchtungen. Schicke die Fotos auf whatsapp Familie und Freund;innen, alle sollen sie teilhaben an diesem außergewöhnlichen Moment in Paris.

Ich finde eine unbesetzte Bank und trinke den leckeren Wein.

Etwas humpelnd, aber glücklich, wieder in die Métro und „nach Hause“ Ich schaue über die Dächer von Paris auf dem Balkon, trinke noch ein Schlückchen Wein, schaue zum Einschlafen auf meinem tablet ein bisschen Netflix Serie „Grace und Frankie“ und schlafe selig ein.

Morgens freue ich mich schon aufs Frühstück, schlendere durch die Straßen um mir das passende und schönste Café auszusuchen, Café Crème, Croissant, Pain beurre confiture, jus d'orange pressé. Grand Kaffee crème, Croissant und Baguette mit Butter und Marmelade, frisch ausgepresster Orangensaft.



 

Katharina und Sorrow sind auch zufrieden. Göttinnen in Frankreich, was?

 

 

 

 

 

 

 

 

 Um dem Ganzen noch eins drauf zu setzen, beschließe ich, im „Chez Paul“, einem traditionellen Restaurant seit 1900, Mittag zu essen. Versuche, telefonisch einen Tisch zu reservieren, aber keiner geht ran. Na gut, ich versuch's. Ich mache einen großen Spaziergang durch's Quartier, begebe mich dann zur Bastille und gelange gegen 14 Uhr zum Restaurant. Draußen ist alles frei. Ich fühle mich ganz entspannt, denn drinnen zu sitzen, bei all den Pariserinnen, die mit ihren Freund;innen oder Familie an Tischen sitzen, fühle ich mich allein ein bisschen unwohl.

Dennoch, die Räumlichkeiten drinnen sind sehenswert, sofort ist die hundertjährige Geschichte atmosphärisch spürbar. Beim Betreten fühle ich mich wohl und aufgehoben. Das Mobiliar zwischen Belle Epoque und Zwanziger Jahren, alles ein bisschen urig, keine unnötige verschnörkelte Eleganz, robust und antik, Gemälde der Besitzerin aus jener Zeit, eine stolze, raumfüllende üppige Schönheit schaut wohlgefällig auf ihr Interieur. Tische und Stühle einfach, das Essen raffiniert, aber dennoch leicht und lecker. Der Raum ist eng gefüllt mit akademisch-bougeoisem Publikum, unkompliziert, gebildet. Pariser Stammpublikum vorherrschend, keine Touristen. Man sitzt eng, in Zweier-oder Vierer Tischen. 





 

Das köstliche Menu kostet mittags sensationelle 18€ zwei Gänge, 21€ drei. Wir bestellen das Menu mit drei Gängen, was Mädels, frage ich meine unsichtbaren Schwestern. Klaro, strahlt Katharina, Sorrow nickt. Und Wein; einverstanden? Mittags, echt? Murmelt Sorge. Katharina nickt. Unbedingt!

Das Essen wird ohne überflüssigere Warterei serviert. Besteck, Geschirr und Zubehör antik und robust-elegant.

Die Bedienung ist herzlich, freundlich, professionell.

Atmosphärisch fühle ich mich aufgehoben zwischen Wohlgefühl und Leichtigkeit, sehr französisch, denke ich.

 Göttinnengefühl in Frankreich hoch drei! Wir schauen entspannt den Vorbeiflanierenden hinterher, die Stimmung ist ausgesprochen pariserisch, die Menschen leger, aber chic und selbstbewusst.

Nach dem Hauptgang gucke ich Katharina fragend an. Sollen wir noch....? Sie grinst und winkt der Kellnerin:

Un petit plateau de fromage, s'il vous plaît“ die nickt sehr freundlich.

Noch eine kleine Käseplatte.

Käse macht glücklich, oder? Französischer Käse in Paris jedenfalls. Der Wein schmeckt gött(in)lich. Das Dessert nehmen wir auch noch mit.

Sehr satt, aber vom Wein beschwingt, erheben wir uns nach der respektablen Rechnung, mit Trinkgeld immerhin 50€, und wackeln, leicht beschwipst, Arm in Arm, Sorrow in der Mitte, über die Seine Brücke zu Fuß in unser „Heim“

Sinken in einen späten üppigen Mittagsschlaf. Als wir aufwachen, regnet es. Nicht so verlockend, weiter zu flanieren, nochmal den Arc de Triomphe, mit nasser Verpackung? Och nö, es reicht doch mit den Highlights, es gibt noch zu erledigen und zu recherchieren wegen morgen, Abreise nach Girona. Z.B. wie kommen wir zum Gare de Lyon? Ist eigentlich gar nicht weit, aber zu Fuß? Der junge Mann, unser Vermieter, hatte gesagt, besser zum Gare d'Austerlitz mit der Métro und dann zu Fuss.

Na gut, also morgens zur Métro, die ist immerhin nur 2 Minuten entfernt, dann nur eine Station, aussteigen. Die Wege im Untergrund sind allerdings so lang, treppauf, treppab, immer mit Koffer, zwar leicht, aber frühmorgens, und noch ein wenig humpelnd, da komme ich doch ein wenig außer Atem. Am Gare d'Austerlitz muss ich mich erst einmal orientieren. Kein Mensch auf der Straße. Wo, bitte, geht’s zum Gare de Lyon?

Kurz und gut, es stellt sich heraus, ich hätte auch komplett zu Fuß gehen können, wäre auch nicht weiter gewesen.

Da ist er, der Bahnhof. Ich sinke auf einen Stuhl ins nächstbeste Café und atme auf. Jetzt erst mal Frühstück. Café und Croissant, draußen sitzen. Noch warten, ich bin ja immer gern zu früh, hab ich wahrscheinlich Schwester Sorge zu verdanken, die im Leben nicht in letzter Minute zum Zug hetzen würde, aber gut, warten macht mir nichts aus, ich guck mir die Leute an, schnuppere die Atmosphäre und warte auf das Erscheinen der Nummer des Gleises auf der großen elektronischen Tafel. Dann, endlich, alle streben zum Gleis, man wird kontrolliert, Pass Sanitaire, geimpft, genesen oder getestet, alles mit QR Code, einmal den ellenlangen Zug entlang und rein in den Zug. Sitzen, entspannen, Zug fährt langsam los.

Die Fahrt ist angenehm, erster Stop Valence, dann am Meer entlang und zuletzt die Pyrenäen im Westen. Das Meer ist so nah, rechts und links, wie beim Hindenburg Damm nach Sylt, schon ziemlich nah.

Ich smse mit dem Sohn, der begibt sich auch in die Bahn in Barcelona, bis Girona sind es nur 45 Minuten. Er erkundet mit dem mitgenommenen Fahrrad schon mal die Ferienwohnung.

Und dann Katalonien, Perpignan, noch in Frankreich, aber schon katalanisch, Figueres, Girona.

Beim Aussteigen winkt er mir von der Empore zu, auf den Bahnsteig kommt man nicht ohne Ticket.

Die Ferienwohnung, wieder Airbn'b, ist gleich am Bahnhof. Modern, alles da: gut ausgestattete Küche, Wohnraum, 2 Schlafzimmer, schönes Bad.

Jetzt merke ich doch, wie die Anspannung nachlässt. Sorrow hat sich beruhigt und blinzelt in die Sonne, Katharina scheint auch zufrieden, ich bin ein bisschen erschöpft.

Schon beim Aussteigen hab ich gemerkt, hier ist noch Sommer, die Sonne scheint, bei ca 26 Grad. T-Shirt Wetter. Wir schlendern los in die Altstadt. Die Strassen sind sehr voll, es ist Samstag, die Katalanischen Familien flanieren durch die Stadt, shoppen an Straßenständen, die sich durch die Straßen winden und sitzen in den überfüllten Cafés.

Dann die Placa Independencia, wow, plötzlich und unerwartet ein großer Platz mit einem Denkmal in der Mitte, von stolzen Granden-Bürgerhaüsern umrahmt.




 

Hier wird die Netflix Serie „Game of Thrones“ gedreht, lese ich im Internet. Der Platz erinnert mich ein wenig an den Place des Vosges in Paris. Eine unbeschreibliche Atmosphäre, hier tobt das Leben, in den Cafés und davor.

Es ist noch früh, gegen 18. Uhr. Die Restaurants öffnen erst um 20.00

Wir schlendern durch die Straßen der Altstadt, überqueren den Fluss auf Fußgängerbrücken und betreten dann neugierig die „Casa Marieta“, das Restaurant, das uns von dem Vermieter der Wohnung empfohlen worden war.

Die Einrichtung geschmackvoll im katalanischen Stil, das Essen erstaunlich preiswert, aber lecker, viel Auswahl an Tapas, Paella etc. Eine Flasche Hauswein 5€.

Der ist ok, aber ein wenig langweilig. Beim nächsten Mal nehmen wir den teuren für 7€, der schmeckt besser.

Die folgenden 2 Tage verbringen wir mit langen Spaziergängen, mehrere Kilometer entlang der Burgmauer, rund um die Altstadt,






 

 

 

 

 

 

 

 

 

 und landen immer wieder gerne an der Placa Independencia, die Atmosphäre dort ist einfach umwerfend.

Praktischerweise hat der Sohn ein Fahrrad dabei, fährt einkaufen und bekocht uns am letzten Abend.

Dann soll es losgehen, an die Costa Brava. Aber zuerst nach Barcelona, den älteren Sohn mit Family vom Flughafen abholen, vorher noch muss der Andere auf den Berg hinter Barcelona in sein Zuhause fahren und das Wohnmobil holen.

Also logistisch etwas kompliziert.

Im Bahnhof morgens erfahren wir, dass die Züge streiken. Ich kann Sister Sorrow kaum im Zaum halten, sie ist ganz hibbelig und stachelt den Sohn an. Wie laufen hin und her, stehen Schlange am Ticketschalter und der Sohn erkundigt sich nach unseren Möglichkeiten. „Entspann dich mal“ sagt er zu mir, ich geb das weiter an Sorrow, die ist beleidigt.

Wir finden einen Bus, der mich sogar bis zum Flughafen bringt, wo ich mich dann eine Weile vergnügen kann, frühstücken z.B., und der Sohn eilt mit seinem Fahrrad in die S-Bahn und weiter auf seinen Berg, macht das Wohnmobil klar und soll sich dann zum Flughafen begeben. Alles klappt, ich frühstücke in der bemerkenswert leeren Flughafenhalle, nur ein einziges Café hat offen, alles menschenleer, und der Sohn smst mir seine Fortschritte. Etwas verspätet erscheint die kleine Familie in der Flughalle, glücklich, müde, mir fällt ein Stein vom Herzen, also wegen Sorrow, natürlich!

Nach ein wenig Warten kommt der andere Sohn mit dem Wohnmobil vorgefahren. Der Enkel strahlt seinen Onkel an und sagt „ Obonil! Brummbrumm!“ Damit meint er das Wohnmobil.

Der Sohn hatte in Barcelona einen Kindersitz besorgt, alle finden ihren Platz und es geht los. Wieder über Girona. Wir müssen was essen, verkündet der Sohn/Vater. Ok, alle nicken. Wir kurven durch die Straßen, es dauert, dann sehen wir ein indisches Restaurant. Sollen wir den nehmen? „Ja, hoffentlich ist das nicht wie damals in Barcelona beim Inder, als wir anschließend die ganze Nacht gespuckt haben“, sagt der ältere Sohn. Er wird beauftragt, das Essen zu holen, vorher kurz beratschlagt, was es denn sein soll. Die erste Mahlzeit wird im Wohnmobil verspeist.

Dann geht es weiter zur Küste. Ich freue mich, mit meiner Familie zusammen zu sein. Hatten wir so noch nicht, seit vielen Jahren, dass alle zusammen Urlaub machen! Hoffentlich klappt alles, die Kleinamilie richtet sich vorwiegend nach den Bedürfnissen und Erfordernissen des Kleinen, also da ändert sich was, aber wir kriegen es schon hin. Katharina strahlt und Sorge verkneift sich ein paar Bemerkungen. Ich gebe mich neutral. Wir kommen an, eine kleine, aber feine Ferienwohnungssiedlung am Meer, Sant Marti d'Empuries, das Haus ist zwei Minuten vom Strand, dem kleinem Ort und der Promenade entfernt. Wir betreten einen Innenhof, umkränzt mit Oleanderbüschen, Terrasse, Wohnraum, Küche, zwei Schlafzimmer, Bad und Toilette extra. Ich staune und bin begeistert, weil auch der Preis sehr korrekt ist. 


 

Abends machen wir einen Spaziergang durch Pinienwälder ans Meer. Oben an der Promenade steht ein Haus, trutzig im altertümlichen Stil, umgeben von einem Platz mit ebenso altertümlichen kleinen Mauern, von dem man den Blick über das weite Meer genießen kann, das jetzt dunkel schimmert und von einem Sternenhimmel überwölbt wird, der an Weite nichts zu wünschen übrig lässt. Wir biegen in enge mittelalterliche Gässchen ein, die in einem mittelalterlichen oder sogar aus römischer Zeit stammenden Platz münden.

Hier werden wir von vier dicht an dicht liegenden ebenso altertümlich aussehenden Rstaurants überrascht, Tavernen sozusagen, deren stilvolle Beleuchtung einen an eine märchenhafte Umgebung aus alten Zeiten denken lässt. Beim genaueren Hinsehen allerdings stellen sich diese stilvollen Tavernen als Pizza, Pasta Restaurants heraus, wenig katalanisch, eins hat immerhin zahlreiche Tapas und Fischgerichte auf der Speisekarte, die eher eine regionale Küchenvielfalt präsentiert.

Ich bin sehr angetan von der Atmosphäre, die Familie studiert die Speisekarte und der Enkel bekommt einen Kindersitz, auf dem er sich niederlässt, neugierig und ein bisschen fremdelnd, sicherheitshalber schon bald wieder den Schoß seiner Eltern reklamierend.

Wir bestellen Fisch und wohlklingende Tapas, der Sohn übersetzt,

Ich esse Sardinen und trinke zwei Gläser leckeren Wein.

Das Mittelmeer, der kuschelige Platz, schön hier!

Und vor allem: Family olé!

Die nächsten Tage bringen uns sehr blauen Himmel, sehr blaues Meer und und die typische Costa Brava Landschaft. Meer, viele Felsen, Buchten und verträumte Dörfer.






 

Wir machen Ausflüge mit dem Wohnmobil nach Callela die Palafrugell, einen Ort am Meer, machen einen langen Spaziergang über und durch Felsen hindurch am Meer entlang.

Der Ort liegt wie auf einem Gemälde drapiert, schöne weiße eher kleine Häuser, ein kleiner Strand von Felsen umgeben, an denen ein Weg durch und an Felsen vorbei beginnt. Entlang an Buchten und kleinen verlassenen Stränden, durch kleine Tunnel, Stufen auf und ab geht es am Meer entlang, jede Biegung blättert eine neue Aussicht auf. Das Meer und der Himmel von sehr tiefem Blau, anders als ich es überhaupt jemals bei einem Meer gesehen habe. So knallig und satt. Der Kinderwagen muss immer wieder auf und ab getragen werden, bei den kleinen Felstunneln kräht der Kleine laut „Tunnel“ und will nur noch auf dem Arm seiner Eltern das Schauspiel vorbei ziehen lassen. Klar, von oben sieht man ja auch mehr, kann ich verstehen. Für die Eltern ein wenig mühsam, so nach ein paar Minuten wird er schon ganz schön schwer.

Die anderen Tage fahren wir an ausgesucht schöne Strände und nach l'Escala, den Nachbarort. Die Söhne kochen, eingekauft wird mit dem Fahrrad. Das Meer ist nicht mehr warm ,aber auch noch nicht sehr kalt, es gibt etwas Brandung und die Sonne ist so warm, dass der Sohn einen Schattenplatz mit Regenschirmen baut, aus den Beständen des Wohnmobils. Nach einer Woche lade ich am vorletzten Abend die Bagage zum Essen ein, dann geht für mich die Rückreise los. Alles geht glatt, der Sohn bringt mich morgens mit dem Wohnmobil nach Girona, ich steige in den TGV nach Paris. Sohn smst noch, „alles klar“? Ich antworte, „ Ja. Zug rollt“.

Die anderen bleiben noch einen Tag, fahren dann nach Barcelona, besichtigen das Zuhause vom anderen Sohn, schlafen bis um 3 Uhr morgens im Wohnmobil, dann ab zum Ryan Air Flieger, der morgens um sechs geht. Nix für mich, aber sie sind ja jung. Und schon um neun Uhr morgens in Hamburg. Der Enkel schläft im Flugzeug sofort ein, wacht zur Landung auf, und, als das Flugzeug zum Stehen kommt, klatscht er in die Hände und sagt: „Noch mal!“

Aber eins nach dem andern, ich sitze ja noch zwei Tage vorher im TGV und bin froh, dass ich dem ganzen Gewusel und Gepacke und Gefahre entkommen bin. Übrigens, der Fuß sagt nichts mehr, ich kann fast normal laufen.

Paris, Gare de Lyon. Im Zug habe ich schon die Métro rausgesucht, aber die Kilometer unter der Erde...die langen Gänge. Ein bisschen benommen bin ich schon, wieder allein zu sein; war doch schön, so en famille...

Auf mich selbst gestellt, finde ich das Hotel de Nice in der Rue de Rivoli. Das ganze Hotel ist à la belle époque dekoriert, sozusagen bis zum Anschlag und en détail.

Mein Zimmer liegt im 5. Stock und ist sehr klein. Und hat ein sehr kleines Fenster. Schluck. Schräge Wände, die mit knalligen Farben und Blumen und Vögeln tapeziert sind. Nicht ungeschmackvoll. und bei näherem Hinsehen stellt sich heraus, dass alles sehr liebevoll bis ins détail gestaltet ist einschließlich alter Stiche an den Wänden, die nicht so üppig tapeziert sind.


 

Für eine Nacht ist's ok. Die schräge Wand macht mir etwas Platzangst.

Raus hier, denke ich, und finde mich mitten im Marais wieder. Die Lage ist also top, mitten an in der verkehrsberuhigten Rue de Rivoli. Die Fahrräder zwitschern um mich herum, ich muss aufpassen, es gibt kaum Autos, und wenn, fahren sie sehr langsam. Die Bürgermeisterin von Paris, Anne Hidalgo, will ja aus Paris eine verkehrsberuhigte Stadt machen und hat schon mal gleich mitten im Herzen der Stadt angefangen. Ich suche eins von den zahlreichen Cafés, aus. setze mich nach draußen und bestelle die Formule à 9.80€, eine Terrine mit Salat und Brot, und ein gezapftes Bier in einem Stilglas. 

 


 

Am Nebentisch nehmen eine junge Frau mit dunklen Locken und ein etwas älterer Mann platz. Sie unterhalten sich lebhaft. Sie könnte seine Tochter sein, aber es sieht aus, als seien sie befreundet. Nicht unbedingt ein Liebespaar. Sie ist temperamentvoll und hat einiges zu erzählen.

Ich versuche, mit zu bekommen, ohne aufdringlich neugierig zu sein und schicke Katharina vor. Hast du gehört, worüber sie reden? Frage ich sie. Ich weiß nicht genau, aber ich glaube, sie hat erzählt, was sie erlebt hat, irgendwas mit Freunden, aber auch dass sie auf der Suche nach einem Job ist. Sie scheint Pläne zu haben und irgendwie damit beschäftigt. Wirkt aber dabei sehr aufgeräumt und temperamentvoll. Ich frage, hast du verstanden, welche Pläne? Ja, vielleicht irgendwas mit lifestyle, Präsentation, aber vielleicht arbeitet sie auch schon da oder macht ein Praktikum. Und er? Woher kennt sie ihn? Weiß ich nicht so genau, vielleicht ist er ein alter Freund, oder ein Ex? Nee, Ex eher nicht, dazu ist er zu entspannt. Vielleicht ein ehemaliger Kollege. Wir bekommen mit, unauffällig natürlich, dass er amüsiert ist, zuhört, manchmal nachfragt.

Plötzlich, wie als Zerstreuung, wendet sie sich mir zu und spricht mich an, als ob ich irgendwie dazu gehöre. Sie freut sich, dass ich aus Deutschland komme und erzählt, dass sie mal in Heidelberg gewesen ist und sie Heidelberg sehr schön findet. Sie selbst kommt aus Korsika, also auch keine Pariserin. Die Unterhaltung geht hin und her, wir schwatzen und scherzen ein bisschen, zwischendurch wendet sie sich wieder ihrem Freund zu und ich denke, dass ich jetzt mal weiter ziehen könnte, als ob das Gespräch auf die Dauer an Leichtigkeit verlieren könnte. Ich winke dem Garcon, sage: „l'addition, s'il vous plaît,“ zahle, erhebe mich und wünsche Ihnen eine „bonne soirée“

Sie bedanken sich lächelnd.

Das habe ich ja noch nie erlebt in Paris, dass ich so nett angesprochen werde, denke ich, was ist denn hier los? Beschwingt gehe ich im Marais spazieren und suche mir ein ansprechendes Bistro am Platz St Paul aus. Der junge Kellner umschwirrt mich und kann sich vor Charme gar nicht lassen. Ich bestelle eine Karaffe Wein und genieße den Abend. Ich sitze draußen, aber geschützt vor Wind und Wetter. Zwei junge Frauen sitzen in der Nähe und unterhalten sich lebhaft und heiter. An einem Tisch fällt mir ein junger, sehr kompakter Mann mit Glatze auf, der mit einem etwas älteren Paar zusammensitzt. Die Frau verlässt das Bistro, und der junge und ältere Mann fangen an zu singen. Ich höre es kaum, sie singen nicht sehr laut, weil der Geräuschpegel etwas gehoben und lebhaft ist, aber beim genaueren Hinhören höre ich sie doch. Es scheinen Lieder zu sein, die sie schon lange kennen und mit denen sie wohl Erinnerungen verbinden. Sie merken, dass ich ihnen zuhöre, ich lache sie an, sie lachen zurück, sind ganz amüsiert. Beim Verlassen des Bistros kommen sie bei mir vorbei und wir plaudern ein bisschen.


 

Paris ist ja völlig verändert, flüstere ich meinen Alter Egos zu, das ist ja ...unfassbar.

Vor lauter Begeisterung bestelle ich mir noch ein kleines Glas Wein. Das Hotel befindet sich nur wenige hundert Meter entfernt, beruhige ich Sorrow. Das kriegen wir hin. Sie nickt gnädig.

Morgens bin ich kaum verkatert, aber meine Nase läuft und juckt und hört nicht auf.

Schwester Sorge ist noch nicht wach und Katharina sagt: Abwarten!


Unerschrocken wird aber noch gefrühstückt und das Viertel erkundet. Gegen elf verlasse ich das Hotel und lasse das Gepäck dort. Ich flaniere über die Seine auf die Insel zur Notre Dame, die von einer riesigen Baustelle flankiert wird. Ja, der Brand! Die schöne Spitze, la Flèche, ist verschwunden, aber von vorne und von der Seite sieht Notre Dame noch wie Notre Dame aus, göttinseidank.

Nach einem günstigen Mittagessen in einem Selbstbedienungscafé begebe ich mich wieder ins Hotel. Mittagsschlaf ist ja leider nicht, also verweile ich in dem belle époque Salon eine zeitlang.

Die Nase läuft und juckt immer noch, ich schaue Katharina ratlos an. Hast du Kopfschnerzen oder fühlst du dich schlapp? Fragt sie? Eigentlich nicht, nur etwas müde, könnte einen Mittagsschlaf gebrauchen. Geht ja leider nicht. Katharina ist zuversichtlich. Wird schon, ab heute abend sind wir in Freiburg, dann ist alles gut.

Um die Zeit tot zu schlagen, beschließen wir sogar zu Fuß zum Gare de l' Èst zu gehen, etwa 3 km, mit Unterbrechungen in Cafés, wenn es nötig ist.

Also Koffer geschnappt, Rucksack und Handtasche geschultert, und los geht’s.

Die Sonne scheint, es ist immer noch warm.

Viel zu früh komme ich am Bahnhof an, aber die Zeit vergeht und das Spiel wiederholt sich, an der Tafel warten, bis das Gleis erscheint und dann den langen Zug entlang ins Abteil.

Jetzt bin ich aber doch froh, nach drei Stunden Fahrt wieder bei meiner Freundin zu sein. Das Jucken und Laufen der Nase hat wundersam aufgehört.

Trotzdem habe ich eine Maske auf, als sie die Tür öffnet. Vielleicht habe ich einen Schnupfen, sage ich. „Ist egal, wir sind doch geimpft“ sagt sie, und mir fällt ein Stein vom Herzen.


Den Termin beim orthopädischen Schuster nehme ich noch wahr, vor mir wartet noch ein älteres Ehepaar. „Wir waren zuerst da, sagt der Mann. Ich habe einen Termin, sage ich. Na gut. Der Schuster ist Türke und sieht eher wie ein gut angezogener Intellektueller aus. Er macht einen Scan von meinem Fuß und läßt mich auf und ab gehen.

Er will mir die Einlagen sogar noch bis zur Abreise anfertigen. Alles Handarbeit.

Sie haben einen Hohlfuß, sagt er, ich brauche aber noch ein Rezept von Ihrer Ärztin.


Also wieder zur Ärztin. Die Sonne scheint, und mit dem Fahrrad ist es nicht weit, langsam gewöhne ich mich schon daran.

Beim Erwähnen des Hohlfußes lächelt sie und sagt, Ich bleibe bei meinem Senkfuß. Wenn das nicht in Ordnung ist für ihn, müssen Sie noch mal her kommen.“


Samstag morgen beim Abgeben des Rezeptes sagt er nichts, ich atme auf, Schwester Sorge nickt. Er passt mir die neuen Einlagen an.


Stolz geschwellt fahre ich nach Hause. Hat alles toll geklappt.


Samstag abend gibt es noch einen Salong mit Bernhard Wulff über Südamerika.

Wie sitzen um den Küchentisch, ein ganz neues Salong-Vorlesegefühl.

Sehr entspannt und gemütlich.


Und dann, Montag morgen, geht es in den ICE nach Hamburg.


Ottensen hat mich wieder. Meine Seele ist noch eine Weile unterwegs, verweilt hier und da und will noch nicht ankommen.




Bahnhopping im Oktober 23

Ihr Lieben! Mein Bahnhopping im Herbst 23 Der Oktober ist zum Reisen da, nicht zu heiss, aber auch noch warm. Am 7. Oktober nach Regensburg,...

Annas Bücher

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